Im Frühling sprießt es allenthalben. Für das Speisenangebot können wir auf eine breite Palette jungen Gemüses zurückgreifen …
Moment mal! Wir sind hier schließlich kein Food-Blog. Es geht also um Gemüse und Fotografie: heute haben wir den oft wenig beachteten Rhabarber im Portrait.
Bevor jetzt jemand meint, „hey, Rhabarber ist doch Obst“ sei zunächst klargestellt: biologisch ist Rhabarber tatsächlich ein Gemüse.
Die Versuchsanordnung
Nachdem wir schon so tief ins Thema eingestiegen sind, betrachten wir den Rhabarber doch einmal aus der Nähe. Das meine ich durchaus im engen Wortsinn. Mit Hilfe einer digitalen Spiegelreflex-Kamera (Crop-Faktor von 1,5 zum Kleinbild) und eines umgekehrt angesetzten Objektivs mit 28 mm Brennweite erreiche ich einen Abbildungsmaßstab von etwa 3,27 : 1.
- Aufbau des Arbeitsplatzes für die Bilder des Projektes Rhabarber im Portrait.
In dieser Versuchsanordnung ist der Rhabarber förmlich gezwungen, seine intimsten Stellen zu offenbaren.
Einschlag des Inspirationspartikels
„Okay“, werden manche fragen, „was gibt’s denn da schon zu sehen – außer Grün?“ Die Frage scheint mir mehr als berechtigt, denn genau das dachte ich im ersten Moment auch. Da stand ich gerade in der Küche und bereitete den Rhabarber für einen Kuchen vor. Aus reiner Neugier hatte ich ich eine dünne Scheibe aus dem unteren Ende eines Stengels geschnitten und betrachtete sie im Gegenlicht des Küchenfensters. Praktisch sofort zog mich der Rhabarber in seinen Bann!
Kaum war der Kuchen im Ofen, hatte ich bereits die Vorarbeiten für die Aufnahmen erledigt und schaute durch den Winkelsucher. Wahrheitsgemäß vermelde ich: es hat mich aus den Pantoffeln gehauen. Denn der scharfe Blick ins Innere des Rhabarbers verrät erstaunliche Einzelheiten, die mit bloßem Auge kaum wahrzunehmen sind. Vor allem im Gegenlicht offenbaren sich fantastische Muster, groteske Strukturen und berauschende Farben.
Assoziationen
Fast sofort drängte sich mir nach dem ersten Blick auf das Motiv eine Assoziation an Rupprecht Geigers Farbspiele auf:
- Rupprecht Geigers Goulimine von 1964 hier während der dOCUMENTA (13) in der Neuen Galerie Kassel fotografiert.
Im Gegensatz zu Geigers Kunst haben wir es beim Rhabarber mit gewachsenen Strukturen zu tun, die sicherlich noch deutlich vielfältiger sind als alles, was er sich einfallen ließ.
Abschließend bleibt noch zu sagen, dass ich vor lauter Begeisterung beinahe den Kuchen nicht rechtzeitig aus dem Ofen genommen hätte.
Während der Arbeit an den Motiven verdichtete sich der Eindruck, der Rhabarber vereine in sich Strukturen, die an so unterschiedliche künstlerische Techniken eines Vincent van Gogh oder Claude Monet und andererseits den eigenwilligen Malstil eines Karl Otto Götz erinnern, wobei die Darstellungen durchgängig abstrakt bleiben – was sicherlich niemanden verwundert.
Rhabarber im Portrait: Die Bilder
Nach der langen Vorrede gebe ich hier einen Einblick in die Fundstücke der in den letzten Tagen und Wochen durchgeführten Sektionen. Viel sinnliches Vergnügen wünsche ich Dir beim Durchsehen der Bilder:














Soeren 3. Juni 2020
Tolle Impressionen eines banalen Gemüses.